Im ländlichen Umfeld von Stuttgart findet sich die Firma Orca Restoration GmbH in Eberdingen-Nußdorf. Gründer Alfred Kist und sein Geschäftspartner Marco Edlmayer widmen sich der Restaurierung klassischer Porsche Rennwagen. Ihr aktuelles Projekt ist ein Porsche 910, der seit einem Jahr einer umfassenden Vollrestaurierung unterzogen wurde. Heute – an einem schönen, warmen Frühsommermorgen – steht der Rollout des Fahrzeugs an, wofür das ORCA-Team den Verkehrsübungsplatz Birkhau bei Kirchheim/Teck reserviert hat.
Neben Alfred Kist sind Emmanuel Öxler und sein Bruder Johannes als Piloten bereit, um die Fahreigenschaften des Rennwagens erstmals zu testen. Sobald das 60er-Jahre-Vollblut in Bewegung ist, verspricht der kehlig klingende Sechszylinder-Boxermotor ein flüssiges und elegantes Fahrerlebnis. Das Mitfahren als Beifahrer ist ein Erlebnis, das die Sinne stark anspricht – selbst auf dieser eher engen Strecke, die natürlich Geschwindigkeit nur begrenzt zulässt.
Der erste Eindruck, den der Porsche 910 hinterlässt, ist überraschend – und zwar durch seine Größe. Oder besser gesagt: durch seine erstaunliche Kleinheit. Mit einer Höhe von nur 980 Millimetern wirkt er fast schon zierlich. Doch trotz seiner schmalen Glasfaser-Karosserie strahlt das Fahrzeug eine beeindruckende Präsenz aus. Innen ist wenig Platz für zwei erwachsene Personen, doch ich mache es mir mit meiner Kamera in den engen Schalensitzen so bequem wie möglich, lege den Hosenträgergurt an und dann geht’s los.
Die Begegnung mit dem 910 ist leider nur von kurzer Dauer – ein herannahendes Gewitter und die rasch aufkommende Abenddämmerung setzen uns zeitlich Grenzen. Dennoch war es eine faszinierende Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Besonders im Gedächtnis bleibt, wie Emmanuel den kleinen Rennwagen geschickt durch das enge Kurvengeschlängel treibt. Ich hoffe, auch Sie spüren beim Anschauen des aus der Beifahrerperspektive aufgenommenen Films diese Faszination.
Da der Porsche 910 in den Jahren 1966-68 gebaut wurde, habe ich bei der Produktion des Films versucht, die Emotionen der 1960er-Jahre einzufangen – durch das Layout, die Musik und den Schnitt. Ziel war es, die Atmosphäre jener Zeit in der Filmsprache lebendig werden zu lassen. Viel Spaß beim Anschauen!
Nun noch einige technische Details:
Der Porsche 910, auch bekannt als Carrera 10, ist ein Meisterwerk des Rennsports aus dem Hause Porsche KG. Als evolutive Weiterentwicklung des legendären Porsche 906 wurde er zwischen 1966 und 1968 vom Werksteam in der Sportwagen-Weltmeisterschaft sowie bei der Berg-Europameisterschaft eingesetzt. Ursprünglich ausschließlich für den Einsatz durch das Werksteam konzipiert, war der 910 kein Fahrzeug für den öffentlichen Straßenverkehr – im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem 906.
Die Basis für den 910 bildete die bewährte Architektur des Vorgängers: Die Grundstruktur, Motoren und Getriebe wurden übernommen und verfeinert. Für die Homologation im Rennsport waren weniger als 50 Exemplare erforderlich, weshalb insgesamt nur etwa 35 Einheiten gefertigt wurden. Bereits im Jahr 1966 präsentierten sich die ersten Modelle mit einem 2,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor vom Typ 901. Dieser Motor, typisch für Porsche, zeichnete sich durch eine Luftkühlung mit Axialgebläse aus und wurde durch ein Einspritzsystem mit Benzin-Luft-Gemisch versorgt. Bei einer Verdichtung von 10,3:1 erreichte er bei 8.000 Umdrehungen pro Minute eine maximale Leistung von 162 kW (220 PS).
Die Kraftübertragung auf die Hinterachse erfolgte über ein vollsynchronisiertes Fünfgang-Schaltgetriebe vom Typ 906, das auf dem Seriengetriebe des Porsche 911 basierte. Ergänzt wurde das Antriebssystem durch ein Sperrdifferential, um die Traktion auf höchstem Niveau zu sichern – ein Beweis für die technische Raffinesse dieses Rennwagens.
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Orca Restoration GmbH is located in Eberdingen-Nußdorf, in the rural area outside Stuttgart. Founder Alfred Kist and his business partner Marco Edlmayer are dedicated to the restoration of classic Porsche race cars. Their current project is a Porsche 910, which has been undergoing a comprehensive restoration for a year. Today – on a beautiful, warm early summer morning – the car’s rollout is scheduled, for which the ORCA team has reserved the Birkhau traffic training area near Kirchheim/Teck.
In addition to Alfred Kist, Emmanuel Öxler and his brother Johannes are on hand as pilots to test the race car’s handling for the first time. Once the 1960s thoroughbred is in motion, the throaty six-cylinder boxer engine promises a fluid and elegant driving experience. Riding along as a passenger is an experience that deeply engages the senses – even on this rather narrow track, which naturally limits speed.
The first impression the Porsche 910 makes is surprising – namely, its size. Or rather, its astonishing smallness. At just 980 millimeters tall, it appears almost dainty. Yet despite its narrow fiberglass body, the vehicle exudes an impressive presence. There’s little room inside for two adults, but I make myself as comfortable as possible in the narrow bucket seats with my camera, fasten my harness, and off we go.
Unfortunately, our encounter with the 910 is short-lived – an approaching thunderstorm and the rapidly approaching dusk limit our time. Nevertheless, it was a fascinating experience that I won’t soon forget. What particularly sticks in my mind is how Emmanuel skillfully drives the small race car through the tight, winding curves. I hope you, too, feel this fascination when watching the film shot from the passenger perspective.
Since the Porsche 910 was built between 1966 and 1968, I tried to capture the emotions of the 1960s when producing the film – through the layout, the music, and the editing. The aim was to bring the atmosphere of that era to life in the film’s language. Enjoy watching the film!
Now a few more technical details:
The Porsche 910, also known as the Carrera 10, is a racing masterpiece from Porsche KG. As an evolutionary development of the legendary Porsche 906, it was used by the works team in the World Sports Car Championship and the European Hillclimb Championship between 1966 and 1968. Originally designed exclusively for use by the works team, the 910 was not a vehicle for use on public roads – unlike its predecessor, the 906.
The basis for the 910 was the proven architecture of its predecessor: the basic structure, engines and gearboxes were adopted and refined. Less than 50 units were required for homologation in motor racing, which is why only around 35 units were produced in total. The first models with a 2.0-litre six-cylinder boxer engine of type 901 were presented as early as 1966. This engine, typical for Porsche, was characterised by air cooling with an axial fan and was supplied by an injection system with a petrol-air mixture. With a compression ratio of 10.3:1, it achieved a maximum output of 162 kW (220 hp) at 8,000 revolutions per minute.
Power was transmitted to the rear axle via a fully synchronised five-speed manual gearbox of type 906, which was based on the standard gearbox of the Porsche 911. The drive system was supplemented by a limited-slip differential to ensure traction at the highest level – a testament to the technical sophistication of this racing car.